Review: 1x06 „Man on the Street“
Der erste Gedanke, der mir durch den Kopf ging, als “Man on the Street” erstmals vor meinem Bildschirm vorüberzog, war: “Lieber gleich relativieren? Okay, es ist ja gar nicht soooo großartig wie alle… Gut, ist aus der Welt geschafft. Verdammt, war das großartig.“ Ehrlich, ich bin mir wirklich ziemlich sicher: All‘ der Hype um die Folge herum, alles, was sich die Leute eigentlich schon immer von einer neuen Joss-Serie erhofft haben, alles, was diese Prämisse (und die mit ihr verbundenen Möglichkeiten des völlig irrwitzigen Storytellings) bieten können, kulminiert und fängt an in dieser Folge.
Wir haben erstmals einen Client-of-the-week der uns so richtig am Herz (und Paul bei den Eiern) packt, dessen Motivation auch klar und deutlich auf dem Tisch (und mit ihm am Boden) liegt, und dessen Phantasie in keiner Adventure-of-the-week Platz hat, da sie dafür zu klein ist: Dies hier ist kein Geiseldrama, kein spannender Zweikampf in den Bergen, kein Popkonzert, kein Heist, und keine SciFi-Undercoveraktion. Diese emotionale Geschichte ist bewusst so klein gehalten, dass sie eben gar keine andere Wahl hat, als die große Geschichte drumherum, das große Meta-Narrativ des Dollhouse und das von Paul zu beeinflussen. Joss versteht es einfach wie kein anderer, in seinen Serien die stand-alones and den Kern der Sache herbeizuführen.
Und tatsächlich ist „Man on the Street“ also der neue Kern, der neue Pilot, die Folge die uns diese zweite Staffelhälfte ermöglicht, erklärt, sie eröffnet. Tatsächlich ist in dieser Serie nicht all das spannende, zwischen den Ritzen und dem Karies wuchernde Unkraut zu finden, das sich geschickt durch die ersten Folgen geschlichen hat. Tatsächlich spielt die Serie nun nicht mit uns. Sie haut und voll in die Fresse. Wie Echo, hält sie sich nur zurück um uns kurz klar zu machen, dass das was wir sehen real ist, nur um uns im nächsten Moment unseren Job zu kosten. Damn you, Joss. Ich hab dich vermisst.
Und ich weiß gar nicht, wie ich diesmal mit der SPOILER-Section anfangen soll.
Die nicht mehr so hidden transcripts
Aber bleiben wir kurz bei der Idee: Das Dollhouse ist ein Geheimnis, hochgradig illegal und von der herrschenden Klasse im großen Maße unter Schutz gestellt. We know that. Wir wissen, dass Senatoren nicht nur für die Dienste der Actives zahlen, sondern auch ihr bestes tun, das Dollhouse unsichtbar zu halten. Wir vermuten, dass Regierungen zu ihren Kunden gehören. Jetzt haben wir jedoch explizit mittels einer geheimen Botschaft, die ans Tageslicht kommt, gehört, dass sie viele sind, und dass sie zu allen verbunden sind, und dass wir sie nicht zerstören können. Aber wir können herausfinden, wozu sie da sind. Echo, bzw. Deadly-but-gorgeous (DBG), legt uns alles klar und offen auf den Tisch. Alles kommt auf den Tisch, alles wird ans Tageslicht gebracht: Der Insider, der mittels DBG zu Paul spricht, Echos Erwachen, das Adelle plötzlich in die (wahrlich traumhaft schönen) Augen springt, Sierras Schmerz, der sich lange genug vor allen Kameras versteckt hat, Mellies Killer-Ader, von der wir ja auch alle was ahnten, und erst jetzt was wissen, Pauls überwachte Gespräche mit Mellie, die Adelle erst zum Handeln veranlassen, und sogar das Dollhouse selbst, dass in der Öffentlichkeit sehr wohl Spuren eines Märchens hinterlassen hat, Spuren, sie uns der Reporter aufzeigt, sowie auch die finanziellen Spuren ihrer Klienten, die Paul endlich ran ans Geschehen bringen. Dieses Aufzeigen einer Wahrheit ist aber bei Dollhouse niemals eine leichte und unilaterale Geschichte. Wir wissen aus „True Believer“, wie schwierig das Verhältnis von Wahrheit zu Darstellung ist, und so fragen wir uns auch hier: Ist der Insider eventuell Adelle selbst? Bleibt die Kamera nicht ein wenig zu lange auf der vorher-zu-nachher-offen-Tür hinter Topher hängen, um uns einzureden, da wäre wer reingegangen, um am Imprint zu feilen? Und Ivy hat Ratten-…. Äh, Micky-Maus-Frisur? Kommt schon, Leute! Gebt uns etwas!
Fantasie
Aber mit der Wahrheit und der Darstellung ist es ja immer so eine Sache, und zwar vor allem inwieweit wir die Sachen so lesen, wie wir sie lesen wollen. Unsere Fantasie spielt uns ständig einen Streich und suggeriert uns Wahrheiten. Das ist es was Mynor Paul erzählt, dass Fantasien ein „survival pattern“ sind, etwas, das er im Piloten seinen Chefs erst mühsam klar machen musste. Fantasien sind als Märchen auch jeher Teil des Dollhouse-Universums, aber hier erfahren wir, dass sie im Endeffekt nur das Kleingeld des Unternehmens sind, nicht sein Zweck. Sie wie die stand alone-plots Business und nicht Zweck waren. Das Dollhouse ist (wie auch die Serie) aber nicht nur ein Ort, der Kunden bedient, um ihre Fantasien zu erfüllen, er ist auch ein Ort, der selbst Objekt von Fantasien ist. Nichts zeigt dies deutlicher als die „Man on the Street“-Interviews, die das „wide spectrum of reactions“ andeuten, die das Dollhouse (und die Serie) bisher ausgelöst haben. Von “Klar, lasst mich rein.“ bis “It’s human trafficking.“ Ist alles dabei. Und Paul, unser Mann auf der Straße, unsere Identifikationsfigur, hat natürlich seine eigenen Fantasien, wie Mynor richtig feststellt.
Paul
In keiner Folge bisher wurde er so zweispältig und so kompliziert dargestellt. Er ist einerseits der coole Retter, und andererseits hat er seine eigene kleine Objektifizierung am Laufen. Er kleidet sich in guter Moral, benützt aber seine Nachbarin sexuell, um Mynor zu widerlegen. Gleichzeitig bringt er sie in Gefahr, weil er wichtige Informationen mit ihr austauscht. Er sammelt wie verrückt (wie wir) all die Hinweise über die Bildschirme (die Interviews, die TV-Bilder von „True Believer“, Carolines College-Video…) und sieht plötzlich Wege zu einer feministisch-mysogynen Rettungsaktion. Er will Echo retten und muss sie verprügeln. Damn, Joss. Wie lange habe ich derartige Abgründe vermisst.
Rettung
Das ist es glaube ich auch, was ich mich damals bei „Stage Fright“ gefragt habe: Was ist dieses Erwachen Echos, diese große mythologische Arc sonst, außer einer Jungs-Fantasie, einer meta-narrativen Selbst-Bejubelung? Woher kommt die Idee, dass dies alles einwandfrei und cool und gut ist? Wenigstens werden wir hier wieder daran erinnert, dass es eben nicht so einfach ist, dies moralisch aufzudröseln: Nicht nur ist Echos Erwachen von Alpha begleitet und parallelisiert, wir haben nun auch ein fast-Arschloch namens Paul draußen, das für dasselbe Ziel arbeitet. Will den irgendwer Echos Erwachen irgendwie nach ihren eigenen Regeln gestalten lassen? Außer Echo? Ah, stimmt. Adelle. Fuck. Wir sind sechs Folgen drin, und Joss hat schon meinen ethischen Kompass einmal komplett umgedreht.
Haus
Wie kohärent die Fantasie also ist, wie klar wir uns ein vollständiges Bild von ihr machen können, ist weder bei Echo klar (für uns, für Paul, für alle), noch beim Dollhouse. Klar es gibt, Happen und Hinweise hie und da, aber wie passt das alles zusammen? Warum steht dieses Haus, was ist der Zusammenhalt? Wir kriegen (wenig überraschend) vom Mittelpunkt der Staffel natürlich einen Meta-Kommentar: „It’s not finished“. Klar, wir müssen weiterschauen. Aber Echo meint natürlich Mynors Fantasie mit dem Haus: Was genau ist denn nicht finished daran? Er hat ihr das Haus gezeigt, er sah ihr Gesicht und er führte sie rein. Der Sex fehlte noch. Wir haben währenddessen nicht ihr Gesicht gesehen (den angeblich eigentlichen Grund für das Engagement), wir sahen Paul die Kohärenz der Fantasie zerstören. Wir sahen Paul dabei zu, wie er den Sex verhindert hat. Rebeccas „Porn!“-Rufe sind köstliche Komödie, sicher, aber auch erschreckende Wahrheit zugleich: Joel Mynor hat sich trotz netter Story als „predator“ simulierten Sex geholt. Ist das das fehlende Ende? Ist das der hässliche Abgrund, der auf uns zukommt? Und wenn das Dollhouse schon ein Haus ist, dann wissen wir ja, dass Paul ein Negativ von Joel ist: Er will Echo nicht rein- sondern rausführen. Und ihr Gesicht sehen. Und mit ihr schlafen. Diese zwei Richtungen die kohärente Körper wie Häuser so an sich haben, sind ja auch nicht unspannend.
Türen
Denn das eigentlich Thema der Folge waren ja Türen. Wir haben eine geheime Tür im Dollhouse, hinter der Sierra vergewaltigt wird, und durch die Hearn fliegen muss, ans Tageslicht, um seine Bestrafung zu erlangen. Wir haben die Türen um Topher herum, die Tür, die der Insider verwendet hat. Wir haben die Tür, durch die Hearn wieder fliegt um Pauls kleines, kohärentes Domizil zu zerstören. Wir haben die Tür, in der sich DBG spiegelt und Paul sie erst dadurch wahrnimmt. Wir haben eine Kühlschranktür, die Paul zum Schutz gegen DBG verwendet und die über ihm zerbricht. Türen sind die Öffnungen aller Häuser und Räume, Türen sind die zweigleisigen Wege, die uns aus Häusern raus und in sie hineinführen. Türen sind die Mitte der Staffel, denn ihre zwei Perspektiven sind es, die der perfekte Mittelpunkt sind für die Story. Hier können wir uns fragen: Wer geht wohin? Wer muss durch welche Tür gehen um was zu erreichen? Wer geht raus, wer geht rein? Wer muss durch Türen durchbrechen? Wer wird durch sie sterben?
Für Paul ist Echo eine Tür und genau den Shot kriegen wir auch. Für DBG ist Paul ein Engagement, das sich hinter einer Tür versteckt, die sie erst brechen muss. Sie muss sich mit ihm prügeln, bevor sie ihre Message loslässt. Im Dollhouse selbst gibt es jede Menge Türen, vor allem die zum Imprint-Room, dem Herz der Technologie, die Echo ja schon im Piloten unkorrekterweise geöffnet hat, und die jetzt der Insider durchschreiten musste. Und wir haben in jedem Haus auch eine Tür zum am wenigsten benutzten Teil, zu jenem Teil, der keine Überwachungskameras braucht, dem Abstellkammerl sozusagen, oder dem Dachboden… Moment.
Spekulationen und Randbemerkungen
Wir haben erstmals einen Client-of-the-week der uns so richtig am Herz (und Paul bei den Eiern) packt, dessen Motivation auch klar und deutlich auf dem Tisch (und mit ihm am Boden) liegt, und dessen Phantasie in keiner Adventure-of-the-week Platz hat, da sie dafür zu klein ist: Dies hier ist kein Geiseldrama, kein spannender Zweikampf in den Bergen, kein Popkonzert, kein Heist, und keine SciFi-Undercoveraktion. Diese emotionale Geschichte ist bewusst so klein gehalten, dass sie eben gar keine andere Wahl hat, als die große Geschichte drumherum, das große Meta-Narrativ des Dollhouse und das von Paul zu beeinflussen. Joss versteht es einfach wie kein anderer, in seinen Serien die stand-alones and den Kern der Sache herbeizuführen.
Und tatsächlich ist „Man on the Street“ also der neue Kern, der neue Pilot, die Folge die uns diese zweite Staffelhälfte ermöglicht, erklärt, sie eröffnet. Tatsächlich ist in dieser Serie nicht all das spannende, zwischen den Ritzen und dem Karies wuchernde Unkraut zu finden, das sich geschickt durch die ersten Folgen geschlichen hat. Tatsächlich spielt die Serie nun nicht mit uns. Sie haut und voll in die Fresse. Wie Echo, hält sie sich nur zurück um uns kurz klar zu machen, dass das was wir sehen real ist, nur um uns im nächsten Moment unseren Job zu kosten. Damn you, Joss. Ich hab dich vermisst.
Und ich weiß gar nicht, wie ich diesmal mit der SPOILER-Section anfangen soll.
Die nicht mehr so hidden transcripts
Aber bleiben wir kurz bei der Idee: Das Dollhouse ist ein Geheimnis, hochgradig illegal und von der herrschenden Klasse im großen Maße unter Schutz gestellt. We know that. Wir wissen, dass Senatoren nicht nur für die Dienste der Actives zahlen, sondern auch ihr bestes tun, das Dollhouse unsichtbar zu halten. Wir vermuten, dass Regierungen zu ihren Kunden gehören. Jetzt haben wir jedoch explizit mittels einer geheimen Botschaft, die ans Tageslicht kommt, gehört, dass sie viele sind, und dass sie zu allen verbunden sind, und dass wir sie nicht zerstören können. Aber wir können herausfinden, wozu sie da sind. Echo, bzw. Deadly-but-gorgeous (DBG), legt uns alles klar und offen auf den Tisch. Alles kommt auf den Tisch, alles wird ans Tageslicht gebracht: Der Insider, der mittels DBG zu Paul spricht, Echos Erwachen, das Adelle plötzlich in die (wahrlich traumhaft schönen) Augen springt, Sierras Schmerz, der sich lange genug vor allen Kameras versteckt hat, Mellies Killer-Ader, von der wir ja auch alle was ahnten, und erst jetzt was wissen, Pauls überwachte Gespräche mit Mellie, die Adelle erst zum Handeln veranlassen, und sogar das Dollhouse selbst, dass in der Öffentlichkeit sehr wohl Spuren eines Märchens hinterlassen hat, Spuren, sie uns der Reporter aufzeigt, sowie auch die finanziellen Spuren ihrer Klienten, die Paul endlich ran ans Geschehen bringen. Dieses Aufzeigen einer Wahrheit ist aber bei Dollhouse niemals eine leichte und unilaterale Geschichte. Wir wissen aus „True Believer“, wie schwierig das Verhältnis von Wahrheit zu Darstellung ist, und so fragen wir uns auch hier: Ist der Insider eventuell Adelle selbst? Bleibt die Kamera nicht ein wenig zu lange auf der vorher-zu-nachher-offen-Tür hinter Topher hängen, um uns einzureden, da wäre wer reingegangen, um am Imprint zu feilen? Und Ivy hat Ratten-…. Äh, Micky-Maus-Frisur? Kommt schon, Leute! Gebt uns etwas!
Fantasie
Aber mit der Wahrheit und der Darstellung ist es ja immer so eine Sache, und zwar vor allem inwieweit wir die Sachen so lesen, wie wir sie lesen wollen. Unsere Fantasie spielt uns ständig einen Streich und suggeriert uns Wahrheiten. Das ist es was Mynor Paul erzählt, dass Fantasien ein „survival pattern“ sind, etwas, das er im Piloten seinen Chefs erst mühsam klar machen musste. Fantasien sind als Märchen auch jeher Teil des Dollhouse-Universums, aber hier erfahren wir, dass sie im Endeffekt nur das Kleingeld des Unternehmens sind, nicht sein Zweck. Sie wie die stand alone-plots Business und nicht Zweck waren. Das Dollhouse ist (wie auch die Serie) aber nicht nur ein Ort, der Kunden bedient, um ihre Fantasien zu erfüllen, er ist auch ein Ort, der selbst Objekt von Fantasien ist. Nichts zeigt dies deutlicher als die „Man on the Street“-Interviews, die das „wide spectrum of reactions“ andeuten, die das Dollhouse (und die Serie) bisher ausgelöst haben. Von “Klar, lasst mich rein.“ bis “It’s human trafficking.“ Ist alles dabei. Und Paul, unser Mann auf der Straße, unsere Identifikationsfigur, hat natürlich seine eigenen Fantasien, wie Mynor richtig feststellt.
Paul
In keiner Folge bisher wurde er so zweispältig und so kompliziert dargestellt. Er ist einerseits der coole Retter, und andererseits hat er seine eigene kleine Objektifizierung am Laufen. Er kleidet sich in guter Moral, benützt aber seine Nachbarin sexuell, um Mynor zu widerlegen. Gleichzeitig bringt er sie in Gefahr, weil er wichtige Informationen mit ihr austauscht. Er sammelt wie verrückt (wie wir) all die Hinweise über die Bildschirme (die Interviews, die TV-Bilder von „True Believer“, Carolines College-Video…) und sieht plötzlich Wege zu einer feministisch-mysogynen Rettungsaktion. Er will Echo retten und muss sie verprügeln. Damn, Joss. Wie lange habe ich derartige Abgründe vermisst.
Rettung
Das ist es glaube ich auch, was ich mich damals bei „Stage Fright“ gefragt habe: Was ist dieses Erwachen Echos, diese große mythologische Arc sonst, außer einer Jungs-Fantasie, einer meta-narrativen Selbst-Bejubelung? Woher kommt die Idee, dass dies alles einwandfrei und cool und gut ist? Wenigstens werden wir hier wieder daran erinnert, dass es eben nicht so einfach ist, dies moralisch aufzudröseln: Nicht nur ist Echos Erwachen von Alpha begleitet und parallelisiert, wir haben nun auch ein fast-Arschloch namens Paul draußen, das für dasselbe Ziel arbeitet. Will den irgendwer Echos Erwachen irgendwie nach ihren eigenen Regeln gestalten lassen? Außer Echo? Ah, stimmt. Adelle. Fuck. Wir sind sechs Folgen drin, und Joss hat schon meinen ethischen Kompass einmal komplett umgedreht.
Haus
Wie kohärent die Fantasie also ist, wie klar wir uns ein vollständiges Bild von ihr machen können, ist weder bei Echo klar (für uns, für Paul, für alle), noch beim Dollhouse. Klar es gibt, Happen und Hinweise hie und da, aber wie passt das alles zusammen? Warum steht dieses Haus, was ist der Zusammenhalt? Wir kriegen (wenig überraschend) vom Mittelpunkt der Staffel natürlich einen Meta-Kommentar: „It’s not finished“. Klar, wir müssen weiterschauen. Aber Echo meint natürlich Mynors Fantasie mit dem Haus: Was genau ist denn nicht finished daran? Er hat ihr das Haus gezeigt, er sah ihr Gesicht und er führte sie rein. Der Sex fehlte noch. Wir haben währenddessen nicht ihr Gesicht gesehen (den angeblich eigentlichen Grund für das Engagement), wir sahen Paul die Kohärenz der Fantasie zerstören. Wir sahen Paul dabei zu, wie er den Sex verhindert hat. Rebeccas „Porn!“-Rufe sind köstliche Komödie, sicher, aber auch erschreckende Wahrheit zugleich: Joel Mynor hat sich trotz netter Story als „predator“ simulierten Sex geholt. Ist das das fehlende Ende? Ist das der hässliche Abgrund, der auf uns zukommt? Und wenn das Dollhouse schon ein Haus ist, dann wissen wir ja, dass Paul ein Negativ von Joel ist: Er will Echo nicht rein- sondern rausführen. Und ihr Gesicht sehen. Und mit ihr schlafen. Diese zwei Richtungen die kohärente Körper wie Häuser so an sich haben, sind ja auch nicht unspannend.
Türen
Denn das eigentlich Thema der Folge waren ja Türen. Wir haben eine geheime Tür im Dollhouse, hinter der Sierra vergewaltigt wird, und durch die Hearn fliegen muss, ans Tageslicht, um seine Bestrafung zu erlangen. Wir haben die Türen um Topher herum, die Tür, die der Insider verwendet hat. Wir haben die Tür, durch die Hearn wieder fliegt um Pauls kleines, kohärentes Domizil zu zerstören. Wir haben die Tür, in der sich DBG spiegelt und Paul sie erst dadurch wahrnimmt. Wir haben eine Kühlschranktür, die Paul zum Schutz gegen DBG verwendet und die über ihm zerbricht. Türen sind die Öffnungen aller Häuser und Räume, Türen sind die zweigleisigen Wege, die uns aus Häusern raus und in sie hineinführen. Türen sind die Mitte der Staffel, denn ihre zwei Perspektiven sind es, die der perfekte Mittelpunkt sind für die Story. Hier können wir uns fragen: Wer geht wohin? Wer muss durch welche Tür gehen um was zu erreichen? Wer geht raus, wer geht rein? Wer muss durch Türen durchbrechen? Wer wird durch sie sterben?
Für Paul ist Echo eine Tür und genau den Shot kriegen wir auch. Für DBG ist Paul ein Engagement, das sich hinter einer Tür versteckt, die sie erst brechen muss. Sie muss sich mit ihm prügeln, bevor sie ihre Message loslässt. Im Dollhouse selbst gibt es jede Menge Türen, vor allem die zum Imprint-Room, dem Herz der Technologie, die Echo ja schon im Piloten unkorrekterweise geöffnet hat, und die jetzt der Insider durchschreiten musste. Und wir haben in jedem Haus auch eine Tür zum am wenigsten benutzten Teil, zu jenem Teil, der keine Überwachungskameras braucht, dem Abstellkammerl sozusagen, oder dem Dachboden… Moment.
Spekulationen und Randbemerkungen
- Ist Dr. Saunders die Schlange im Garten Eden? Immerhin wurde das „playing doctor“ ja schon an Sex und Gefahr für’s Dollhouse angebunden. Nett, wie die Kamera da kurz auf ihr zu ruhen bleibt, als Hearn diese Zeilen über Victor sagt.
- Was war jetzt eigentlich mit Viktor und Sierra? Nix?
- Ich liebe es, wie Adelle Boyds moralischen Impetus mit einem quantifizierbaren „Bonus“ abtut.
- Der Fight zwischen DBG und Paul war wirklich eine Augenweide.
wiesengrund - 27. März, 19:36